Alternative Eiweißversorgung in der Wiederkäuerfütterung
Futterproteine und Futterenergie sind für die Bildung von Mikrobenprotein notwendig
Wie jedes Nutztier sind auch die Wiederkäuer auf eine regelmäßige Eiweißversorgung angewiesen. Die Mikroorganismen (z.B. Bakterien, Pilze) im Pansen der Tiere wandeln einen Großteil des zugefütterten Eiweiß (Protein) überwiegend zu Aminosäuren und Ammoniak um. Dieses steht für die Bildung von sogenanntem Mikrobeneiweiß und dessen Verwertung im Dünndarm zur Verfügung. 70% bis 75% des gesamten Eiweißbedarfs einer Hochleistungskuh setzt sich aus Mikrobeneiweiß zusammen. Die Pansenmikroorganismen sind für die notwendige und bedarfsgerechte Proteinversorgung der Kuh verantwortlich. Für die Produktion von Mikrobeneiweiß benötigen die Pansenbakterien Energie und Stickstoff. Dafür ist es notwendig, dass jederzeit ausreichend Stickstoff im Pansen verfügbar ist.
Die Futterenergie spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, da die mikrobielle Eiweißsynthese mit zunehmender Energieversorgung ansteigt. Zudem hängt die Syntheseleistung von der Abbaurate des Futterproteins ab. Beispielsweise ist das Protein aus Frischgras oder Grassilage besser von den Mikroben verwertbar als solches aus Maissilage oder Trockengrün. Anders als die stärkeabbauenden Bakterien, können die rohfaserabbauenden Bakterien ausschließlich Ammoniak verwerten, welche mitunter aus dem Abbau von Nicht-Protein-Stickstoffverbindungen wie Harnstoff resultiert. Ammoniak kann wiederum von den Mikroben als Stickstoffquelle zum Aufbau von Bakterienprotein genutzt werden. Voraussetzung dafür ist zum einen eine konstante Versorgung der Pansenbakterien mit Ammoniak und zum anderen eine ausreichende Versorgung mit pansenverfügbarer Energie.
Vorsicht bei Ammoniakmangel und Ammoniaküberschuss
Die Ammoniakversorgung des Pansens gleicht einer Gratwanderung: Ein Mangel kann genauso gravierende Folgen mit sich bringen wie ein Überschuss. Bei herkömmlichen Fütterungspraktiken gibt es Phasen mit einem Überschuss an Ammoniak im Pansen, gefolgt von Phasen mit einem Mangel an Ammoniak. Dies zeigt sich im Besonderen, wenn die Futterration mit Harnstoff oder fettbeschichtetem Harnstoff ergänzt und Ammoniak auf einmal vollständig freigesetzt wird. Überschüssiges Ammoniak im Pansen ist ein Verlust und kann toxisch wirken, da es zu einem erhöhten Blut-Harnstoff-Stickstoff Niveau kommen kann und folglich zu erhöhten Harnstoffwerten in der Milch. Gleichzeitig belastet eine zu schnelle Umsetzung von Harnstoff die Leber und den Stoffwechsel der Tiere, was zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen, sowie zu einer Leistungsminderung führen kann. Besteht im Gegensatz dazu über einen längeren Zeitraum ein Mangel an Ammoniak im Pansen, können die Pansenbakterien die Futterration nicht optimal verdauen, was einen negativen Einfluss auf die Milch- und Fleischproduktion zur Folge hat. Daher ist es wichtig, bei Verwendung von Harnstoff und Stickstoff in der Futterration auf eine konstante und langsame Freisetzung von Ammoniak im Pansen zu achten.
Soja- und Rapsschrot sind typische pflanzliche Stickstoffquellen, die in Wiederkäuerrationen zum Einsatz kommen. Seit Ende letzten Jahres schießen die Preise für diese Proteinlieferanten aufgrund von weltweiten Lieferengpässen in die Höhe und die Nachfrage nach stabileren Produkten steigt.
Mehr Flexibilität in der Proteinversorgung mit Optigen®
Mit Optigen hat Alltech bereits vor Jahren eine innovative Futterkomponente zur nachhaltigen Unterstützung der komplexen Eiweißsynthese im Pansen entwickelt. Diese innovative Futterkomponente hat sich als ein geeigneter Ersatz für pflanzliche Proteinquellen in Wiederkäuerrationen bewährt. Optigen ist eine hochwertige Stickstoffquelle (Nicht-Protein-Stickstoff/NPN), die eine effektive und bedarfsgerechte Stickstoffversorgung der Pansenmikroben fördert. Die einzigartige Fett-Matrix-Struktur von Optigen ermöglicht, dass NPN langsam, kontrolliert und sicher in den Pansen abgegeben wird. Durch die kontinuierliche Freisetzung im Pansen bleibt der Ammoniakgehalt konstant, so dass ein optimales Wachstum insbesondere der rohfaserabbauenden Bakterien gewährleistet wird (Abbildung 1). Setzt man Optigen ein, so lässt sich anhand einer Kotanalyse bereits nach wenigen Wochen feststellen, dass sich der Anteil an langfaserigen Futterbestandteilen reduziert. Dies spricht für eine verbesserte Pansenfermentation. Durch die konzentrierte Gabe einer NPN-Verbindung wird die Verdaulichkeit wesentlich effizienter. Dadurch wird mehr „Raum“ für wirtschaftseigene Futtermittel geschaffen. Die Ration wird durch den erhöhten Anteil an Grundfutter „pansenfreundlicher“. Dies fördert nicht zuletzt die Gesundheit der Kühe (Abbildung 2).
Studien belegen die Effizienz von Optigen®
Kürzlich hat Alltech mehr als 30 Forschungsstudien aus neun Ländern zur Wirksamkeit von Optigen in der Milch- und Fleischproduktion ausgewertet und die Daten veröffentlicht.
Die folgenden Ergebnisse zeigen nachweislich die Vorteile von Optigen für Mastrinder:
- Verbessert Futtereffizienz und Gewichtszunahme um 8 %
- Reduziert die Schlachtreife um bis zu 9 Tage
- Steigert die Wirtschaftlichkeit der Produktion bei 1.000 Rindern um 16.550 €
- Erhöht die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft durch die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks bei Rindern um 111,5 t CO2-Äquivalente
Die Auswertung der Milchviehstudien zeigten ähnlich herausragende Ergebnisse:
- Reduziert den Einsatz von Sojamehl um bis zu 21 %
- Verbessert die Futtereffizienz um 3 %
- Steigert die Wirtschaftlichkeit der Produktion bei 1.000 Kühen um 15.250 €
- Erhöht die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft durch die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks bei 1.000 Kühen um 647 t CO2-Äquivalente
Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Optigen ein wirksamer Ersatz für pflanzliche Proteinquellen zur Verbesserung der Futtereffizienz, Profitabilität und ökologischen Nachhaltigkeit für Milchkühe und Mastrinder darstellt.
Dr. Lilian Weber, Regional Technical Manager, Alltech (Deutschland) GmbH
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