Schweineproduktion ohne Zinkoxid: Wie Ihre Schweine erfolgreich aufwachsen und überleben
Ab Juni 2022 wird in der Europäischen Union (EU) ein Zinkoxidverbot in Kraft treten, das die Verwendung von therapeutischen Dosen von Zinkoxid (ZnO) in Futtermitteln verbietet, um Absetzdurchfall bei Ferkeln zu behandeln. ZnO darf auch über dieses Datum hinaus als Futtermittelzusatzstoff eingesetzt werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass nach diesem Datum der maximal zulässige Zinkgehalt im Ferkelfutter 150 ppm nicht überschreiten darf. Bevor wir erläutern, warum alle europäischen Schweineproduzenten bereit sein müssen ihre Schweine bis 2022 ohne pharmakologische ZnO-Konzentrationen zu behandeln, ist es wichtig nachzuvollziehen, warum in den letzten Jahren weltweit der Einsatz von hohen ZnO-Mengen in der Schweinefütterung dramatisch zugenommen hat.
Was führte zu den hohen ZnO-Mengen in der Schweinefütterung
Beim Absetzen sind Ferkel über einen kurzen Zeitraum einer Vielzahl von Stressfaktoren ausgesetzt. Dies trägt zu Störungen im Magen-Darm-Trakt bei und führt zu Beeinträchtigungen des Immunsystems.
Was verursacht diesen Stress?
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Ernährung: Plötzliche Futterumstellung von der Sauenmilch auf eine trockene, pelletierte, überwiegend pflanzliche Futterration
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Umwelt: Trennung von der Mutter und Umstallung in einen Ferkelstall mit veränderten Stallbedingungen
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Gesundheit: Verlust der passiven Immunität über die Muttermilch
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Physiologie: Abrupte Trennung von der Sau, Transport und Mischung mit nicht vertrauten Ferkeln anderer Würfe
Diese Stressfaktoren bewirken in der frühen Phase nach dem Absetzen meist eine schlechte Wachstumsleistung (z.B. durch eine reduzierte Futteraufnahme) und eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Durchfall nach dem Absetzen.
Traditionell verwendeten Schweinehalter Antibiotika als Wachstumsförderer in Prestarter- und Absetzstarterfuttermitteln, um pathogene Infektionen (insbesondere verursacht durch enterotoxische E. coli) zu bekämpfen und die Wachstumsleistung der Schweine in den ersten Wochen nach dem Absetzen zu verbessern. Dies war bei uns gängige Praxis bis EU-weit am 1. Januar 2006 ein Verbot der Verwendung von Antibiotika als Wachstumsförderer in Futtermitteln in Kraft trat. Dieses Verbot beruhte auf zunehmenden Bedenken gegenüber steigenden Antibiotikaresistenzen. Die kontinuierliche Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen hat gefährliche Auswirkungen nicht nur für die Gesundheit von Tieren, sondern auch für den Menschen.
Als Folge dieses Verbots mussten Schweineerzeuger nach Alternativen suchen, um eine optimale Darmgesundheit zu erhalten und den Leistungsabfall nach dem Absetzen zu verringern. Infolgedessen hat sich der Einsatz von hohen ZnO-Mengen im Ferkelfutter (2.000 ppm und mehr) stark verbreitet und in der Schweineindustrie als gängige Praxis etabliert. Es hatte sich gezeigt, dass ZnO ein wirksames und verhältnismäßig kostengünstiges Instrument ist, um Absetzdurchfall bei Ferkeln vorzubeugen und im weiteren Verlauf die Futteraufnahme, Verdaulichkeit und Wachstumsleistung der Ferkel zu verbessern. Obwohl die genaue Wirkungsweise von ZnO gegenüber Absetzdurchfall bei Ferkeln bisher noch nicht vollständig geklärt ist, geht man aber davon aus, dass die Verbesserung sowohl mit der Darmmorphologie (d.h. eine verbesserte Struktur und Funktion des Darms) zusammenhängt als auch mit der Verdaulichkeit und Absorption von Nährstoffen.
Warum werden pharmakologische Konzentrationen von ZnO verboten?
Trotzdem es mehrere Vorteile hinsichtlich der Verwendung von ZnO im Ferkelfuttermitteln gibt (unter anderem Vermeidung von Durchfall nach dem Absetzen, Aufrechterhaltung von Gesundheit und Leistung), haben jüngste Berichte die negativen Auswirkungen von ZnO auf die Umwelt deutlich gemacht. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass Zinkoxid einen Einfluss auf die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen hat. Es überrascht somit nicht, dass sich die Verordnung bezüglich des Einsatzes von ZnO ändert und die EU im Juni 2022 die Verwendung von pharmakologischen Dosierungen von Zinkoxid verbietet. Das Verbot ist jedoch nicht nur eine schlechte Nachricht für die europäischen Schweinehalter, sondern das bevorstehende Verbot von ZnO bietet auch Vorteile, die wir im Folgenden konkretisieren:
1. Reduzierung der Umweltbelastung
Wie erwähnt, gibt es Umweltbedenken hinsichtlich der weiteren Verwendung hoher ZnO-Konzentrationen. Dies liegt vor allem daran, dass sich Zink im Boden ansammelt, wenn die mit Zink angereicherte Gülle als organischer Dünger auf Acker- und Grünflächen ausgebracht wird. Die hohen Zinkgehalte im Boden sowie im Oberflächenwasser gelten als umwelt- und gesundheitsschädlich. Sie können zudem auch die Absorption von anderen Spurenelemente wie z.B. Eisen beeinflussen.
2. Vermeidung von Antibiotikaresistenzen
Untersuchungen haben nachgewiesen, dass Zinkoxid zu einer Erhöhung von Antibiotikaresistenzen beiträgt, da hohe ZnO-Werte den Anteil multiresistenter E. coli Bakterien im Darm von Ferkeln steigern können.
3. Schutz vor Zinktoxizität
Zink ist ein Schwermetall und daher für viele lebende Organismen, wie auch für Schweine, giftig. Studien haben gezeigt, dass eine anhaltende Einnahme von pharmakologischen ZnO-Konzentrationen die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Ferkeln negativ beeinflussen kann, wie eine deutliche Abnahme der Futteraufnahme aufzeigt.
4. Vorbeugung von ernährungsbedingten Wechselwirkungen
Hohe Konzentrationen von ZnO können sich auch negativ auf die Phytaseaktivität auswirken. Phytase ist ein Enzym im Ferkelfutter, um die Verdauung zu verbessern. Bildet sich ein Zinkkomplex mit Phytin-P kann Phospor nicht aus der Phytase freigesetzt werden. Befindet sich im Ferkelfuttermittel kein ZnO mehr, so kann dies die Phytaseeffizienz positiv beeinflussen.
5. Vermeidung einer veränderten Mikrobenzusammensetzung im Darm
Die Verwendung pharmakologischer ZnO-Dosierungen kann zudem die mikrobielle Zusammensetzung des Darms von Ferkeln in der frühen Absetzphase verändern, indem das Wachstum nützlicher Bakterien wie Lactobacillus unterdrückt wird. Diese Veränderungen können die Entwicklung und Gesundheit des Darms junger Ferkel beeinträchtigen.
Was kommt auf die Schweineproduzenten außerhalb der EU zu?
Kanada: Bis vor kurzem war es in Kanada üblich ZnO mit einer Konzentration zwischen 2.500 - 5.000 ppm im Ferkelfutter einzusetzen. Das Land arbeitet aktuell daran ähnliche Beschränkungen wie in der EU einzuführen. Nach derzeitigem Stand soll der zulässige ZnO-Gehalt im Ferkelfutter auf 350 ppm gesenkt werden.
China: Die Verwendung hoher ZnO-Gehalte wurde auch in China untersucht. Infolgedessen hat China die zulässige Nahrungsergänzung mit Zink im Jahr 2018 von 2.250 ppm auf 1.600 ppm reduziert.
USA und einige asiatische Länder: Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Vereinigten Staaten und Teile Asiens in naher Zukunft ähnliche Beschränkungen für die Verwendung pharmakologischer ZnO-Konzentrationen in der Ferkelfütterung einführen. Obwohl es derzeit in diesen Regionen keine Beschränkungen gibt, ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Schweineerzeuger einen übermäßigen Einsatz von Zinkoxid vermeiden. Darüber hinaus sollten sie damit beginnen auf Alternativen hinzuarbeiten und sich entsprechend darauf vorzubereiten, wenn ein Verbot unweigerlich in Kraft tritt.
Fazit
Zinkoxid stellte eine lebenswichtige Fütterungsstrategie zur Vorbeugung und Kontrolle von Absetzdurchfall bei Ferkeln dar. Die zunehmenden Bedenken hinsichtlich der Umweltverschmutzung durch Schwermetalle sowie die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen haben zum EU-weiten Verbot von hohen ZnO-Konzentrationen in der Ferkelfütterung geführt. Die Anwendung einer ganzheitlichen Strategie, die eine optimale Fütterung sowie Management, Biosicherheit, Gesundheit und Tierwohl umfasst, wird in der Zukunft von entscheidender Bedeutung sein, um sicherzustellen, dass Schweine auch ohne ZnO erfolgreich aufwachsen und gedeihen können.
Autor: Hazel Rooney, Technical Manager Schwein, Alltech Gut Health Management Team
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